Fabian

Fabian

Thursday, April 21, 2011

New York ist groß.

Ich habe noch nie so viele Geraeusche, Gerueche, grelles Licht und brodelnde Hitze wahrgenommen, wie an meinem ersten Tag in New York. Tuerme von stinkenden Muellsaecken belegen die Haelfte des Buergersteigs. Der Rauch der staendig verbrennenden Hot Dogs vermischt sich mit dem raetselhaften Qualm, der aus Strassenschaechtern steigt und die Luft flimmern laesst. Frank Sinatra ertoent aus dem einen, Mariachi-Musik aus dem anderen runtergekurbelten Autofenster, und sie werden nur noch uebertoent von dem unerbittlichen Klappern moerderisch hoher Absaetze, in die man sich als Frau von Januar bis Dezember zwaengt. (Wie sie es trotzdem schaffen, in rasendem Tempo an mir vorbei zu stoeckeln und zeitgleich ein energisches Gespraech per Bluetooth in Gang halten, finde ich sagenhaft.)

Die Stadt ist grob, nimmt niemals Ruecksicht auf Privatsphaere, ist aber auch nicht daran interessiert. Ich meine oft, der Lieblingsausdruck der New Yorker waere "Excuse me", was so viel heisst wie, "Es ist mir ebenfalls keine Freude, Sie beruehren zu muessen, aber es ist mein Recht als amerikanischer Staatsbuerger hier zu passieren und niemand wird mich daran hindern." Die Subway ist voller Leute, die unbedingt ganz schnell irgendwohin muessen. Manche sind gut gelaunt, andere genervt, einzeln, zu zweit und zu dritt, schwarz, weiss und gruen gepunktet, arm und reich.

New York ist das beste Beispiel fuer die Ansicht, dass in Grossstaedten Traeume verwirklicht werden. Ob die nach Anerkennung strebenden Kuenstler, Studenten oder die Auslaender, die versuchen, den Lebensstandard ihrer Familien zu erhoehen und den American Dream in die Realitaet umzusetzen - New York kann ihnen alles bieten. Zwar sind die Moeglichkeiten unter 8,2 Millionen Menschen auf wenige beschraenkt, aber mir gefaellt, dass ein Zentrum dieser Art (fuer Kultur, Finanzen, internationale Angelegenheiten, internationalen Handel, Bildung, Forschung, Medien und Unterhaltung) die Menschen zusammenbringt. Es bilden sich Arbeitsgemeinschaften, die effektiv und innovativ ihre Ergebnisse erzielen, Kollaborationen, in welchen die Kreativitaet blueht und Subkulturen, die neue Energie und neue Einstellungen auf die Gesellschaft uebertragen.

Millionen von Menschen auf engsten Raum gepackt: Dies erzeugt eine hohe Spannung und ein riesiges Netzwerk der Gedanken, das den konstanten Ideenaustausch foerdert, durch den Gutes und Schoenes entstehen kann. Allerdings glaube ich auch, dass man deswegen auf der Strasse einander so unpersoenlich und distanziert begegnet, da das System gewissermassen nicht ueberlastet werden darf. Es ist ein Kompromiss: Du kannst dich nicht mit jedem Mitbuerger befassen, mit jedem Gesicht und jedem Schicksal, wenn der Sinn der Sache ist, mit der Kapazitaet tausender Koepfe Leistung zu erbringen. Eine Grossstadt hat naemlich emergente Eigenschaften; das heisst, sie ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile, wobei das Individuum alleine in der Menge untergeht. Die Grossstadt ist einfach zu gross, um anders zu sein als sie ist.



4 comments:

  1. Dieses blog wurde sehr schoen geschrieben. Sehr strukturiert und detaiert. Dein humor fand ich auch sehr amusant;" "Excuse me", was so viel heisst wie, "Es ist mir ebenfalls keine Freude, Sie beruehren zu muessen, aber es ist mein Recht als amerikanischer Staatsbuerger hier zu passieren und niemand wird mich daran hindern." "

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  2. Dein Blog hat mir echt gefallen! Ich fand es echt super dass du erlich warst und es auch witzig gemacht hast zB, "Es ist mir ebenfalls keine Freude, Sie beruehren zu muessen, aber es ist mein Recht als amerikanischer Staatsbuerger hier zu passieren und niemand wird mich daran hindern".
    Du hast auch ganz gute Literarische Elemente in deinem Blog benutzt und man kann sich auch darin identifizieren.
    Ganz Super!

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  3. Dein ersten Paragraph, mit all den Duften, Bildern, und Geräuschen die du beschreibst. Ich bin auch völlig einverstanden mit deiner Definition von "Excuse Me".

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  4. Hallo Kim=)
    Dein Eintrag ist echt Klasse.
    Mir gefaellt deine Uebersetzung von "Excuse me" sehr gut, und ich denke auch, dass sie wirklich zutrifft.
    Zu den Stoeckelschuhen: ist dir mal aufgefallen wie viele Frauen und junge Maedchen hier schon krumme Fuesse haben? Man sieht das besonders in Uggs und Ballerinas...
    Toll!!

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